ERGEBNISSE DES SVWW-NACHWUCHS
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Wenn der SV Wehen Wiesbaden am kommenden Sonntag (19. Mai, 15:30 Uhr) den FC St. Pauli empfängt, haben gleich beide Mannschaften noch ein großes Ziel vor Augen. Während der SVWW mit einem Sieg gegen den aktuellen Tabellenführer den Relegationsplatz sichern will, könnten die Gäste aus Hamburg mit einem Auswärtserfolg in der hessischen Landeshauptstadt den Titel perfekt machen. Verlassen konnten sie sich auf dem Weg dahin vor allem auf ihre starke Defensive sowie den Top-Scorer der 2. Bundesliga.
Bisheriger Saisonverlauf
Verlauf
Es war ein äußerst kurioser Saisonstart, den das Team um FCSP-Cheftrainer Fabian Hürzeler hinlegte. Dem 2:1-Auswärtserfolg beim 1. FC Kaiserslautern folgten nämlich gleich drei torlose Remis gegen Düsseldorf, Fürth und Magdeburg. Am achten Spieltag setzten sich die bis zur 21. Ligapartie ungeschlagenen Kiezkicker dann erstmals an die Tabellenspitze, die sie bis zum 28. Spieltag nur einmal an Holstein Kiel abgeben mussten. Dies jedoch ausgerechnet nach der letzten Partie der Hinrunde, sodass die Herbstmeisterschaft verpasst wurde.
Aktuelle Tabellensituation
Mit momentan 66 Punkten gehen die im Saisonendspurt zwischenzeitlich auf den zweiten Platz abgerutschten Boys in Brown als Spitzenreiter und bereits feststehender Bundesliga-Aufsteiger in den letzten Spieltag. Bei einem Punkt Vorsprung auf Holstein Kiel braucht St. Pauli jedoch einen Sieg, um die Meisterschaft der 2. Bundesliga aus eigener Kraft klarzumachen.
Formkurve
Neun Punkte holte der FCSP aus den vergangenen vier Partien, darunter ein 2:1-Auswärtssieg bei Hannover 96, ein 1:0-Heimerfolg gegen Hansa Rostock sowie das aufstiegsbringende 3:1 gegen den VfL Osnabrück. Ausgerechnet das Stadtderby beim Hamburger SV ging sieben Tage zuvor jedoch verloren.
Stärken des Gegners
Defensive ist Trumpf
In fast jeder Defensiv-Statistik, die man zurate zieht, ist der FC St. Pauli vorne mit dabei. Sowohl nach Ecken, Flanken und Kopfbällen als auch bei Abschlüssen außerhalb des Strafraums haben die Kiezkicker bislang die wenigsten Torschüsse der Liga zugelassen. Hinzu kommt das zweitbeste Verteidigen von gegnerischen Torversuchen nach Kontern. Kein Wunder also, dass der FCSP mit gerade einmal 35 Gegentoren die beste Defensivreihe der 2. Bundesliga stellt. Ein Erfolgsgarant dafür ist sicherlich auch die läuferische Stärke des aktuellen Ligaprimus. Nicht nur spult die Hürzeler-Truppe durchschnittlich die meisten Kilometer pro Partie ab, zeitgleich absolviert sie auch die meisten intensive Läufe pro Spiel.
Nur wer schießt, kann auch treffen
Hinter dem Hamburger SV haben die Kiezkicker die meisten Torschüsse der 2. Bundesliga abgegeben. Darunter fallen unter anderem die meisten Abschlüsse nach Eckbällen sowie die meisten Versuche von außerhalb des Strafraums. Zehn bzw. elf Tore und damit die jeweils zweitmeisten Treffer im ligaweiten Ranking haben die St. Paulianer aus diesen Situationen bereits erzielt.
Spieler im Blickpunkt
Top-Scorer der 2. Bundesliga
Mit 17 Toren und 13 Vorlagen ist Marcel Hartel der Top-Scorer der 2. Bundesliga und das, obwohl der stellvertretende FCSP-Kapitän bislang den Großteil seiner Spiele als zentraler Mittelfeldspieler absolvierte und in den ersten fünf Spielen lediglich einen Treffer erzielen konnte. Lediglich sieben Minuten hat der laufstärkste Spieler der 2. Bundesliga im bisherigen Saisonverlauf verpasst und auch im DFB-Pokal stand der mit 4 Mio. Euro Marktwert wertvollste Kiezkicker in allen vier Partien über die komplette Spielzeit auf dem Platz – natürlich nie, ohne auch in diesen Partien jeweils ein Tor zu markieren. Treffsicher zeigte sich der mittlerweile 28-Jährige außerdem bereits im Jugendbereich. 20 Tore und acht Vorlagen erzielte Hartel einst in 44 Spielen der A-Junioren-Bundesliga West. Zudem stehen neun Spiele und vier Tore für die deutsche U21-Nationalmannschaft in seiner Vita.
Defensive Stabilisatoren
Seit Karol Mets in der Winterpause 22/23 zum FCSP stieß, ist der mit 1,91 Meter hochgewachsene Innenverteidiger nicht mehr aus der Startelf der Hamburger wegzudenken. Lediglich zwei Spiele verpasste der 31-Jährige seitdem durch eine Rotsperre, in allen anderen Partien stand der Abwehrhüne mit Ausnahme von einer Auswechslung in der 81. Minute über die gesamte Spieldauer auf dem Platz. In der aktuellen Saison hat der Kapitän der estnischen Nationalmannschaft die meisten Ballbesitzphasen im deutschen Fußball-Unterhaus. Zudem verfügt Mets über die zweitbeste Zweikampfquote seines Teams (58,4 %) sowie die ligaweit viertbeste Passquote (92,8 %). Knapp übertroffen wird Estlands Fußballer des Jahres 2023 in beiden Statistiken ausgerechnet von seinem Nebenmann in der Innenverteidigung Hauke Wahl. Der bislang ebenfalls nur ein Spiel verpassende Abwehrspieler bringt es dabei auf eine starke Zweikampfquote von 60,3 % und eine beeindruckende Passquote von 93,8 %.
Historie
Mit der B-Serie ins Pokal-Halbfinale
Teams aus Städten mit dem Anfangsbuchstaben B hatten nicht viel zu lachen, wenn sie in der Pokalsaison 2005/06 auf die damals in der Regionalliga spielenden Boys und Brown trafen. Mit Burghausen, Bochum, Berlin und Bremen scheiterten gleich vier höherklassige Teams gegen die von Andreas Bergmann trainierten Kiezkicker, ehe im Halbfinale gegen den späteren Titelträger FC Bayern München Endstation war. Während Zweitligist Wacker Burghausen in der 1. Runde noch denkbar knapp mit 3:2 nach Verlängerung bezwungen wurde, folgte gegen den damals noch ungeschlagenen Tabellenführer des Fußball-Unterhauses VfL Bochum ein deutlicher 4:0-Sieg. Im Achtelfinale gegen den Erstligisten Hertha BSC trotze St. Pauli sogar einem 0:2-Pausenrückstand und setzte sich nach 120 Minuten spektakulär mit 4:3 durch. Eine Runde später folgte gegen den von Thomas Schaaf trainierten Champions League-Teilnehmer Werder Bremen ein deutlicheres 3:1. Selbst gegen den amtierenden Deutschen Meister aus München hielt der FCSP das Spiel nach dem frühen Führungstreffer durch Owen Hargreaves (15.) lange offen. Am Ende sorgte jedoch ein später Doppelschlag von Claudio Pizarro (84., 85.) für das Aus gegen den unter anderem mit Oliver Kahn, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger angetretenen FCB.
Seriensieger mit Zweitliga-Rekord
Als der damals 29-jährige Hürzeler im Winter 2022 zum Cheftrainer befördert wurde und St. Pauli punktgleich mit dem Vorletzten auf Rang 15 des Fußball-Unterhauses rangierte, ahnte wahrscheinlich noch niemand, dass der FCSP ein paar Monate später den Rekord der meisten Siege in Folge seit Einführung der eingleisigen 2. Bundesliga aufstellen würde. Zehn Spiele und 30 Punkte später war jedoch eben jene Rekordmarke des Karlsruher SC aus der Saison 1986/87 eingestellt. Erst am 28. Spieltag fand die wundersame Serie ihr Ende, als es im Heimspiel gegen Braunschweig eine 1:2-Niederlage setzte und eine Woche später auch noch die sicherlich besonders schmerzhafte 3:4-Niederlage im Stadtderby gegen den Hamburger SV folgte. Am Ende der Saison stand St. Pauli dennoch auf einem gerade ob der Hinrunde beeindruckenden fünften Tabellenplatz.
Fotos: Getty Images