Greilinger: „Hätten platzierter schießen können“
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Von der Ostseeküste in die hessische Landeshauptstadt! Wenn der SV Wehen Wiesbaden am Samstag (10. August, 14 Uhr) den F.C. Hansa Rostock in der BRITA Arena empfängt, hat die Kogge bereits eine lange Anreise hinter sich. Mit im Gepäck hat das Team aus Mecklenburg-Vorpommern einen Deutschen Meister von 2009 sowie einen Ex-Spieler des SVWW, der 2023 den Zweitliga-Aufstieg mit den Rot-Schwarzen bejubeln konnte.
Als DDR-Meister 1991 sicherte sich der F.C. Hansa nach der Wiedervereinigung Deutschlands ein Startrecht für die Bundesliga-Saison 91/92. Zehn Siege und elf Remis in 38 Spielen waren am Ende jedoch zu wenig, um die Klasse zu halten. So folgten zunächst drei Jahre in der 2. Bundesliga, ehe im Sommer 1995 die Rückkehr gelang und bis zum Abstieg 2005 zehn Jahre am Stück Bundesliga-Fußball in der größten Stadt Mecklenburg-Vorpommerns zu sehen war.
Für die Saison 07/08 kehrte die Kogge ein bislang letztes Mal ins Fußball-Oberhaus zurück. Nur drei Jahre später folgte der erstmalige Abstieg in die Drittklassigkeit. Zwar schaffte man zunächst den direkten Wiederaufstieg, musste allerdings nur ein Jahr später erneut in die 3. Liga zurückkehren, wo man bis zur Saison 20/21 insgesamt neun Jahre verweilte. Nach drei Jahren Zweitliga-Fußball von 2021 bis 2024 folgte diesen Sommer der neuerliche Abstieg in Liga drei.
Mit einem 4:0 gegen den Landesligisten SV Waren 09 sowie einem 6:0 gegen den Oberligisten Anker Wismar startete die Truppe um FCH-Cheftrainer Bernd Hollerbach ebenso treffsicher wie erfolgreich in die Sommervorbereitung. Gegen den dänischen Erstligisten Randers FC (1:3), den Regionalligisten VSG Altglienicke (1:1), den Zweitligisten Eintracht Braunschweig (1:2) und das italienische Spitzenteam Lazio Rom (0:3) folgten anschließend jedoch vier Testspiele ohne Sieg.
Vorerst sieglos blieb Hansa auch am ersten Spieltag der 3. Liga, holte mit dem 1:1 gegen die Zweitvertretung des VfB Stuttgart allerdings einen Punkt zum Auftakt. Damit liegt die Kogge nach dem 1. Spieltag auf Rang 11, unmittelbar hinter dem auf Platz neun liegenden SVWW.
Neunzehn Abgänge haben die Rostocker in diesem Sommer bislang zu verzeichnen. Dem gegenüber stehen 16 Neuzugänge, sechs interne aus der U19 bzw. der 2. Mannschaft sowie zehn externe. Mit Franz Pfanne ist einer der Neuzugänge auch direkt zum neuen Hansa-Kapitän ernannt worden. Zuvor spielte der 29-jährige Mittelfeldspieler vier Jahre für die Zweitvertretung von Borussia Dortmund und wurde mit der Erfahrung von 172 Regionalliga-Spielen sowie mehr als 100 Drittliga-Einsätzen an die Ostseeküste geholt.
Der mit einem Marktwert von 750.000 Euro wertvollste Spieler im Kader steht dagegen seit Beginn des Jahres 2022 bei der Kogge unter Vertrag. Bereits 66 Partien hat Nils Fröling seit seinem Wechsel vom schwedischen Erstligisten Kalmar FF nach Mecklenburg-Vorpommern für den FCH absolviert. Zudem hat der in Dallas geborene und am ersten Spieltag als offensiver Mittelfeldspieler eingesetzte Rechtsfuß neun Länderspiele für Nachwuchsmannschaften Schwedens in seiner Vita stehen.
An die letzte Partie gegen Rostock werden die SVWW-Fans keine schönen Erinnerungen haben. Im Ostseestadion verloren die Rot-Schwarzen bei der längsten Auswärtsfahrt der vergangenen Spielzeit nicht nur Bjarke Jacobsen in der 52. Spielminute durch eine Rote Karte, sondern auch die Partie mit 1:3.
Besser lief es dagegen, als die Kogge das letzte Mal in der BRITA Arena gastierte. Der nach einem auskurierten Muskelfaserriss in der 65. Minute für John Iredale eingewechselte Ivan Prtajin staubte nach einem verdeckten Schuss von Hyunju Lee in der 89. Minute spät zum 1:0-Siegtreffer ab und sorgte damit im Oktober 2023 für den zweiten von am Ende vier Siegen am Stück.
Elfmeter rausgeholt und selbst verwandelt! Der im Sommer vom französischen Erstligisten Stade Brest gekommene Adrien Lebeau (7 Spiele, 1 Assist) avancierte beim 1:1 gegen den VfB Stuttgart II am 1. Spieltag direkt zum Hansa-Spieler des Tages. Zudem schoss er bereits in der Sommervorbereitung das letzte Tor des FCH als er gegen Braunschweig zum zwischenzeitlich 1:1 netzte. Vor seiner Station in Brest war der mittlerweile 25-jährige Offensivspieler von 2021 bis 2023 bereits zwei Jahre für den SV Waldhof Mannheim in der 3. Liga aktiv, wo ihm in 39 Spielen fünf Tore und sechs Vorlagen gelangen. Die damaligen Waldhof-Spiele in der BRITA Arena verpasste er allerdings beide Male verletzt.
Mit Bernd Hollerbach haben die Rostocker im Sommer einen Trainer geholt, der weiß, wie man in die 2. Bundesliga aufsteigt. Von 2014 bis 2017 stand der Übungsleiter insgesamt 122-mal bei seinem Heimatverein, den Würzburger Kickers, als Cheftrainer an der Seitenlinie und schaffte dort im Jahr 2015 den direkten Durchmarsch von der Regionalliga in die 2. Bundesliga. Den wohl größten Erfolg seiner Trainerkarriere feierte er allerdings als Co-Trainer als er als Assistent von Felix Magath 2009 mit dem VfL Wolfsburg Deutscher Meister wurde.
Als Spieler war Linksverteidiger Hollerbach dagegen vor allem in Hamburg aktiv. 143-mal stand er für den FC St. Pauli auf dem Platz, 197 Spiele absolvierte er für den Hamburger SV, den er im Jahr 2018 auch sieben Spiele als Trainer betreute. Vor seinem Trainer-Engagement in Rostock war er zudem 91 Partien lang Chefcoach in der belgischen Jupiler Pro League (24-mal für Royal Mouscron, 67-mal beim VV St. Truiden).
Für Ahmet Gürleyen ist es am Samstag die viel zitierte Rückkehr an alte Wirkungsstätte. Von 2020 bis 2023 absolvierte der mit 1,93 Metern hochgewachsene Innenverteidiger insgesamt 81 Spiele für den SVWW und stand unter anderem auch in der erfolgreichen Relegation gegen Arminia Bielefeld über die vollen 180 Minuten auf dem Platz. Nach dem rot-schwarzen Aufstieg in 2. Bundesliga zog es den Defensivspezialisten jedoch zum Ligakonkurrenten Nürnberg, wo er bei seiner ersten Rückkehr in die BRITA Arena jedoch über die gesamte Spielzeit auf der Bank saß. Durch seinen Wechsel nach Rostock ergibt sich nun die nächste Chance seit seinem Abgang erstmals wieder auf dem Rasen der BRITA Arena aktiv zu werden.
In der Saison 1990/91 wurde in der NOFV-Oberliga sowie dem NOFV-Pokal letztmals der ostdeutsche Meister und Cupsieger ausgespielt. Mit 13 Siegen und 9 Remis in 26 Spielen sicherte sich Hansa souverän den finalen Ligatitel, wobei die Kogge bereits am 3. Spieltag die Tabellenspitze eroberte und sich bis zum Ende nicht mehr verdrängen ließ. Eine Woche nach dem letzten Meisterschaftsspiel machten die Rostocker dann mit einem 1:0-Finalsieg über den Eisenhüttenstädter FC Stahl das letzte DDR-Double der Fußballgeschichte perfekt.