Greilinger: „Hätten platzierter schießen können“
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Wenn der SV Wehen Wiesbaden am kommenden Sonntag (21. August, 19:30 Uhr) bei der Zweitvertretung des aktuellen deutschen Vizemeisters VfB Stuttgart gastiert, trifft der SVWW auf den durchschnittlich jüngsten Kader der 3. Liga. In der WIRmachenDRUCK Arena in Aspach erwartet die Rot-Schwarzen dabei nicht nur ein mit zahlreichen U-Nationalspielern gespicktes Team, sondern auch ein deutscher U17-Europameister von 2023.
Als die eingleisige 3. Liga zur Saison 08/09 neu eingeführt wurde, qualifizierte sich der VfB II als Dritter der Regionalliga Süd souverän für die neue Spielklasse. Acht Jahre lang war das schwäbische Gründungsmitglied durchgehend in der Liga vertreten, ehe im Sommer 2016 der Abstieg in die Viertklassigkeit folgte. Nach einem weiteren Abstieg 2019 musste die Stuttgarter Zweitvertretung dann sogar für ein einjähriges Intermezzo in der Oberliga Baden-Württemberg antreten, wo in der abgebrochenen Corona-Saison jedoch der direkte Wiederaufstieg gelang. Letzte Saison bejubelten die jungen Brustringträger nach acht Jahren Abstinenz schließlich die Rückkehr in die 3. Liga. Am letzten Spieltag der Regionalliga Südwest verdrängte das Team um VfB-Cheftrainer Markus Fiedler noch den Stadtrivalen Stuttgarter Kickers vom Platz an der Sonne und stieg als Meister auf.
Beim kommenden SVWW-Gegner dürfte der Saisonstart mit vier Punkten aus zwei Spielen als durchaus erfolgreich eingeordnet werden. Dem 1:1 beim Zweitliga-Absteiger F.C. Hansa Rostock folgte ein 3:1-Heimerfolg gegen den TSV 1860 München, bei dem der VfB II nicht nur alle drei Treffer binnen 20 Minuten schoss (37., 53., 57.), sondern VfB-Kapitän Dominik Nothnagel das letzte Stuttgarter Tor auch noch spektakulär von hinter der Mittellinie erzielte. Damit gehen die Schwaben als Tabellenfünfter in das Duell mit den einen Rang dahinterliegenden Rot-Schwarzen.
Mit einem Durchschnittsalter von 20,6 Jahren verfügt die Zweitvertretung der Schwaben über den jüngsten Kader der Liga, unter anderen da vor der Saison gleich neun Neuzugänge aus der eigenen U19 vermeldet wurden. Gerade einmal vier Spieler sind jenseits der 22 Jahre, darunter neben VfB-Kapitän Dominik Nothnagel die aktuell verletzten Alexander Groiß und Nicolas Sessa sowie Ersatzkeeper Dominik Draband. Gegen 1860 München standen dabei nicht nur zehn U21-Spielern, sondern auch rekordverdächtige zehn aktuelle oder ehemalige U-Nationalspieler auf dem Platz.
Die letzte Partie gegen den VfB II dürfte eines der dramatischsten SVWW-Spiele der Vereinsgeschichte gewesen sein. Als Vorletzter und mit einem Punkt Rückstand zum rettenden Ufer gingen die Rot-Schwarzen ins Saisonfinale der Spielzeit 15/16, wo sie nach Toren von Torsten Oehrl (14.) und Luca Schnellbacher (83.) spät mit 2:1 führten. Zum Klassenerhalt sollte dieses Ergebnis dennoch nicht reichen, dafür aber zu einer bis heute wohl einmaligen Situation im deutschen Profifußball führen.
Punkt- sowie tordifferenzgleich mit gleich zwei weiteren Teams, den Stuttgarter Kickers und der Zweitvertretung des SV Werder Bremen, wäre der SVWW lediglich aufgrund der niedrigeren Anzahl an geschossenen Toren in die Regionalliga abgestiegen. Ein Tor musste her und in der vierten Minute der Nachspielzeit, als längst auch der damalige SVWW-Keeper Markus Kolke im Gästestrafraum zugegen war, fiel der entscheidende Treffer. Auf halbrechter Position kam der Ball zu Vereinslegende Alf Mintzel, der die Kugel stoppte und anschließend mit dem etwas schwächeren rechten Fuß in die Maschen hämmerte. Der SVWW hielt die Klasse und Mintzel machte sich spätestens an diesem Tag unsterblich!
In der Sommerpause 2023 krönte sich Jarzinho Malanga mit der deutschen U17-Nationalmannschaft zum Europameister. Nun, rund ein Jahr später, ist der 18-jährige Außenbahnspieler der aktuelle Top-Scorer des VfB II. Beim 1:1 in Rostock bereitete er den Ausgleich durch Benjamin Boakye vor; zum 3:1-Erfolg gegen 1860 München steuerte er den Dosenöffner zum 1:0 bei. 17 Torbeteiligungen sammelte Malanga in 16 Einsätzen in der U17-Bundesliga; 7 Scorer waren es in 22 Spielen der U19-Bundesliga. In Liga drei stehen aktuell zwei Scorer in zwei Spielen zu Buche.
Nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf der Trainerbank setzen die Stuttgarter auf Talente aus der eigenen Jugend, denn bereits seit Sommer 2015 ist Markus Fiedler für verschiedene U-Mannschaften der Schwaben verantwortlich. Zu Beginn der Saison 20/21 übernahm der mittlerweile 38-jährige Übungsleiter die U17 des VfB und führte das Team in seinem zweiten Jahr als Cheftrainer ungeschlagen ins Finale um die deutsche Meisterschaft, wo man sich erst im Elfmeterschießen gegen Schalke geschlagen geben musste. Ein Jahr später bestätigte Fiedler seine guten Leistungen in der U17 mit einem starken zweiten Platz in der Staffel Süd/Südwest, ehe am Ende der Saison, im Sommer 2023, die Beförderung zur 2. Mannschaft erfolgte.